Der Bundes – A/B – Kader Standard mit Martina Wessel-Therhorn und Ruud Vermej
Ganze Generationen der besten deutschen Standard- und Lateintänzer haben bleibende Erinnerungen an den einzigartigen „Bettenturm“ der Sportschule Duisburg-Wedau. Während die Bundeskaderpaare bis vor kurzem in den komplett aus Kunststoff bestehenden „Badezimmern“ gegen mittelschwere Überschwemmungen und Nebelbildung ankämpften, haben sich die „Herausforderungen“ seit der umfangreichen Renovierung des Bettenturms deutlich verlagert: Die Software der neuen, voll-elektronischen Fahrstuhl-Anlage davon zu überzeugen, dass man berechtigt ist, einen Konferenzraum im 15. Stock aufzusuchen, obwohl das eigene Zimmer im 8. Stock liegt, erfordert nun einige Raffinesse und Geduld (…was zu zusätzlichen Fitness-Einheiten führte, da Geduld bekanntlich nicht gerade zu den am besten trainierten Eigenschaften unserer Herren zählt…)
Die Zimmer und Badezimmer sind unterdessen kaum wiederzuerkennen und haben ihren Jugendherbergs-Charakter gegen Hotel-Feeling eingetauscht.
Beste Wohnbedingungen also für die elf Standardpaare, die sich am 22. September mit Bundestrainerin Martina Wessel-Therhorn in Duisburg zum Bundes-A/B-Kaderlehrgang trafen. Leider hat sich der nach der Deutschen Meisterschaft 2015 nominierte Kader aufgrund von Trennungen bereits wieder verkleinert, kurz vor dem Kadertermin verabschiedete sich eines der Kaderpaare zudem vom DTV, um sein Glück zukünftig für eine andere Nation zu versuchen.
Anton Skuratov & Alona Uehlin sowie Valentin & Renata Lusin befanden sich indes schon auf der langen Reise zur Weltmeisterschaft Show Dance in Chengdu (China), von der sie als Weltmeister und Vizeweltmeister zurückkehren würden. Die Gruppe der verbliebenen zehn deutschen Paare wurde von den Österreichischen Meistern Vasily Kirin & Ekaterina Prozorova verstärkt, die im Rahmen einer Kooperation mit dem österreichischen Verband am Lehrgang in Duisburg teilnahmen.
Martina Wessel-Therhorn (MWT) erklärt die Finessen der Reverse Turn im Foxtrott.
MWT: „Und jetzt tanzen wir das mit Federschritt vorweg!“
Dima & Sarah starten mit Reverse Turn und schießen durch den Pulk der tanzenden Paare.
MWT etwas irritiert: „Dima, was tanzt du denn da?“
Dima: „ Wieso?? Du hast doch gesagt: ,Und jetzt Federschritt weg` ??MWT zu den Damen: „Ich bin da ja nicht so – während des Gruppentrainings dürft ihr ruhig Trainerschuhe anziehen.“
Alina schaut ihren Partner halb fragend halb triumphierend an.
Nikita: „Neeee…. du nicht, ich hasse Trainerschuhe…“MWT an die Herren gewandt: „Und was passiert, wenn ihr hier NICHT seitwärts-leicht vorwärts geht?“
Leise Stimme von Simone Segatori aus dem Hintergrund: „Dann schlägt mich meine Frau!“
Wie schon in den letzten Jahren hatte die Bundestrainerin auch für diesen Kader einen Trainer aus dem Ausland eingeladen: Mit Ruud Vermej stand uns einer der namhaftesten Experten auf seinem Gebiet an allen drei Tagen für Privatstunden und ein Gruppentraining zur Verfügung. Ruud berät und unterrichtet Toppaare aus aller Welt hinsichtlich Psychologie, Partnering, Presentation Skills und Communication. In den Privatstunden, in denen – je nach individueller Situation – sowohl gesprochen als auch getanzt wurde, sowie in seiner Lecture konnte Ruud jeden Einzelnen von uns überraschen, inspirieren und motivieren. Viele neue und wertvolle Anregungen werden sicher ausprobiert und zukünftig in das Training einfließen.
Bundestrainerin Martina Wessel-Therhorn hatte einen Zeitplan vorbereitet, der es uns in mehreren Gruppentrainings, Practice- und Finaleinheiten ermöglichen sollte, uns drei Tage lang ausschließlich auf unser Tanzen zu konzentrieren und vor allem „unter unseresgleichen“ zu trainieren. In freundschaftlicher und familiärer Atmosphäre funktionierte das nicht nur während des Trainings – auch die gemeinsamen Pausen und Abende nutzten wir ausgiebig gemeinsam. Denn obwohl alle Paare sich das ganze Jahr über regelmäßig bei nationalen und internationalen Ranglistenturnieren treffen, bleibt dort im Vorbereitungs- und Turnierstress oft nicht viel Zeit.
Das Jahresthema „Magic Feet“ stellte auch für die Bundeskader-Gruppentrainings die Überschrift dar. „Ich werde euer ,Reminder` sein“, erklärte Martina zu Beginn des Unterrichts, „das Tanzen muss ich euch im A/B-Kader ja nicht mehr beibringen, das macht ihr schon ganz gut.“Dass in der korrekten Führung, Platzierung und Nutzung der Füße dennoch ein großes Potenzial liegt, das auch von den Bundeskaderpaaren noch nicht immer voll ausgeschöpft wird, wurde im Training schnell deutlich. Souverän und konsequent wie immer demonstrierte und analysierte Martina mit uns die wichtigsten Aspekte der Fußarbeit und Bewegungscharakteristik in allen fünf Standardtänzen. Besonders wichtig war es ihr, uns an wichtige Grundlagen und Prinzipien zu erinnern, die trotz aller dynamischen Weiterentwicklung des Standardtanzens nicht vernachlässigt werden dürfen. Neben dem gemeinsamen Ausprobieren und Trainieren entwickelte sich oft ein lebhafter Erfahrungsaustausch – das im deutschen Bundeskader Paare verschiedenster Haupttrainer und Stilrichtungen des Standardtanzens versammelt sind, machte dies noch interessanter.
Dafür, dass auch die athletische Fitness nicht zu kurz kam, sorgten wie immer Rafael Grüninger und Hubert Müller. Direkt am ersten Abend bat Rafael zum obligatorischen G8-Test: In 8 Minuten schneller werdendem Wiener Walzer und dem anschließenden Finale trieb er unsere Herzfrequenzen und Laktatwerte in den „roten Bereich“ – um anschließend anhand der Messwerte unseren Fitnesszustand einzuschätzen. Während Rafael die geeigneten Maßnahmen für die Optimierung unserer Grundlagen- und spezifischen Ausdauer individuell mit uns besprach, versorgte Hubert uns passend zum Jahresthema mit neuen Anregungen zur Kräftigung und Koordination der Zehen, Füße, Sprunggelenke und Knie.

Wie schon in den letzten Jahren hatte die Bundestrainerin auch für diesen Kader einen Trainer aus dem Ausland eingeladen: Mit Ruud Vermej stand uns einer der namhaftesten Experten auf seinem Gebiet an allen drei Tagen für Privatstunden und ein Gruppentraining zur Verfügung. Ruud berät und unterrichtet Toppaare aus aller Welt hinsichtlich Psychologie, Partnering, Presentation Skills und Communication. In den Privatstunden, in denen – je nach individueller Situation – sowohl gesprochen als auch getanzt wurde, sowie in seiner Lecture konnte Ruud jeden Einzelnen von uns überraschen, inspirieren und motivieren. Viele neue und wertvolle Anregungen werden sicher ausprobiert und zukünftig in das Training einfließen.
Mit einem gemeinsamen Video-Abend ließ Martina eine Tradition wieder aufleben, die einigen von uns aus der Zeit der Bundeskaderlehrgänge mit Oliver Wessel-Therhorn noch in guter Erinnerung war. Und so war es auch dieses Mal spannend und unterhaltsam, viele unserer aktuellen (Verbands-)Trainer und Wertungsrichter in ihrer aktiven Zeit auf dem Turnierparkett zu sehen.
Mit einem letzten Finaltraining inklusive Solotanz und einer Gesprächsrunde, in der wir alle gemeinsam Wünsche und Ideen für die kommenden Bundeskader austauschten, ließ Martina den erfolgreichen Lehrgang ausklingen.
Text: Anne